Werkstatt
Hier in der Werkstatt geht es nun mit dem 56. Roman 'aus der Detektei Lessing' weiter !
Er spielt in Wolfenbüttel, Halchter und Braunschweig und trägt den Titel: 'Cold Case in Apelnstedt' .
Ab sofort habt ihr wieder die Möglichkeit mit eigenen Ideen an neuesten Detektivgeschichte aus der Lessingserie mitzuwirken.Falls ihr eigene Ideen zu den Spielorten habt, solltet ihr mir diese via Mail zukommen lassen.
Eure Ideen werden, soweit sie umsetzbar sind, berücksichtigt und euer Name, wenn gewünscht, als Coautor im Buch berücksichtigt.
Start der Leseprobe
Einleitung
Dieser in Teilen authentische Roman aus der Detektei Lessing-Serie entstand mit Unterstützung der Apelnstedter Bürgerschaft. Der tragische Tod eines Mannes, der aus ihrer Mitte gerissen wurde als er mitten unter ihnen erfror, wurde von der Polizei als bedauerlicher Unglücksfall gewertet. Jahrzehnte vergingen und immer dann, wenn ein eisiger Wind durch das Dorf weht, sprechen die Alten vom ‚Klobenwind‘.
So mussten annähernd acht Jahrzehnte vergehen, bis bei Renovierungsarbeiten ein Brief der Witwe auftauchte und das Unglück in Frage stelle. Um das Andenken ihres Urgroßvaters und den Namen ihrer Familie nicht zu beschmutzen, kann seine Enkelin nicht zur Polizei gehen. Um den Tod des Mannes, den sie nie kennenlernte dennoch aufzuklären, aber auch weil sie sein Geheimnis für sich selbst nutzen möchte, beschließt sie sich an die Detektei Lessing zu wenden.
Detektei Lessing
Band 56
Cold Case in Apelnstedt
1
Die Sonne hatte sich längst aufgemacht, um den neuen Tag mit einem strahlenden Lächeln zu begrüßen. Einige Vögel saßen im Kirschbaum und glotzten ungeniert in unser Schlafzimmer. Dabei veranstalteten sie einen Lärm, der selbst Tote genervt hätte. Meine Hand tastete sich in erotischen Schlangenlinien auf die linke Seite unseres Bettes, um im nächsten Moment ein Signal des Entsetzens an meinen zugegeben noch etwas desorientierten Verstand zu senden. Ich war allein!
Es folgte der fragende Blick zum Wecker und mein Gehirn erhielt den nächsten Stromschlag. Ich hatte verschlafen! Wer nun davon ausgeht, dass ich wie ein Jungspund aus den Federn hüpfte, muss von mir enttäuscht sein. Verpennt hatte ich eh und überdies steckte mir noch unser gestriger Betriebsausflug in den Heidepark in den Knochen. Auch wenn es ein rundherum gelungener Tag war, blieb festzuhalten, dass ich keine zwanzig mehr war.
Wo ich mich der einen oder anderen Fahrattraktion verweigerte, ließen sich Trude und Leonie kaum zurückhalten. Während es sich der Rest der Truppe auf dem Raddampfer gemächlich machte, war den beiden keine Bahn zu hoch oder zu schnell. Einzig im Mountain Rafting, in dem wir alle miteinander an tobendenden Wasserfällen entlang, von wilden Fluten mitgerissen wurden, ließ sich der von Miriam beschworene gemeinsame Geist meiner Detektei beleben.
Nach stundenlangen Märschen von einer Ecke des Freizeitparks zur nächsten und einer schier endlos erscheinenden Heimfahrt, fiel ich irgendwann total erledigt in mein Bett. Es ist also kein Wunder, dass ich weder den Wecker noch meine Liebste hörte, wie sie das Bett verließ.
Nachdem ich mich schließlich doch aus den Federn gewalzt hatte, fand ich einen liebevoll gedeckten Frühstückstisch und einen Zettel vor, auf dem mir Miriam einen schönen Tag wünschte. Ein roter Kussmund ließ auf einen schönen Abend hoffen. Als ich gut gestärkt über die breite Marmortreppe nach unten in die Detektei stiefelte, kam ich zu dem Schluss, meinen Mädels an diesem Montag nicht allzu viel abzuverlangen. Umso erstaunter war ich, dass Trude und Leonie bereits bei der Arbeit waren. Ja, war ich denn der Einzige, der auf den Felgen lief?
„Guten Morgen, Chef“, begrüßten mich die beiden mit einem verschmitzten Lächeln. „Auch schon ausgeschlafen?“, erkundigte sich Leonie. „Das sollten wir unbedingt bald wiederholen, Chef.“ Ich nickte Trude mit zerknirschter Mimik zu. „Sicher.“ „Bis zur Mittagspause sollten wir mit der Buchführung durch sein“, erklärte Leonie. „Wenn Sie keinen neuen Fall am Start haben, bringen wir dann den Garten vor der Detektei auf Vordermann“, stellte Trude zu Leonies Entsetzen klar. „Na ja, ganz so weit ist es ja noch nicht“, versprühte ich Hoffnung. „Machen Sie mir doch mal eine Verbindung mit der Rechtsanwaltskanzlei Börner“, forderte ich Trude auf.
„Guten Morgen, Christoph“, begrüßte ich meinen langjährigen Freund und Leonies Onkel. „Hallo Leopold, was kann ich für dich tun?“ „Ich frage es grad heraus, hast du was für uns zu tun?“ „Das tut mir leid, aber die Leute sind wohl so kriegsmüde, dass sie sich nicht mal mehr streiten. Bei mir ist es derzeit auch mau. Am besten schließt du den Laden ab und machst Urlaub.“ „Wer hat, der kann“, seufzte ich. „Apropos, euer Betriebsausflug in den Heidepark war wohl ein voller Erfolg. Leonie war mehr als begeistert. Die hat Detlef und mir den ganzen Abend davon vorgeschwärmt.“ „Oh ja, aber beim nächsten Mal ziehe ich ganz sicher bequeme Schuhe an. Du glaubst ja nicht, wie viele Blasen ich an den Füßen habe.“ „Da musst du jetzt durch.“
Mein letzter Trumpf hatte also nicht gestochen. Ich fühlte mich an die Anfänge meiner Detektei erinnert. Damals lief Axel mit einem Werbeschild durch die Fußgängerzone. Eine Maßnahme, die ich eigentlich niemals wieder ins Leben zurückrufen wollte. In schwierigen Zeiten sollte man nicht herumlamentieren, sondern sich auf das besinnen, was einst unsere Tugenden waren. Die Ärmel hochkrempeln und anpacken, auch wenn es der Garten vor der Detektei war, der hergerichtet werden musste.
Doch so weit sollte es nicht kommen. Durch die einen Spalt breit geöffnete Tür zu meinem Büro bemerkte ich, wie jemand die Detektei betrat. Kurz darauf plärrte es in der üblichen Weise aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage auf meinem Schreibtisch.
„Ich weiß, Chef“, hörte ich Trudes Stimme. „Sie haben eigentlich einen wichtigen Termin, aber hier vorn steht eine junge Frau, der unbedingt schnell geholfen werden sollte.“ „Also gut, dann schicken Sie die Klientin herein“, entgegnete ich großherzig. „Kümmern Sie sich bitte um den Termin, damit Herr Schwarzjanik nicht vergebens wartet.“ „Geht klar.“ Mittlerweile zelebrierten Trude und ich diese Art der Konversation geradezu. Es schien uns sogar Spaß zu machen, aber das nur am Rande und nur, damit es einen geschäftigen Eindruck macht.
„Nehmen Sie bitte Platz“, bot ich der jungen Frau einen Stuhl vor meinem Schreibtisch an. „Was führt Sie zu mir?“ „Mein Name ist Charlotte Klobe und ich bin hier, weil Sie den Mord an meinem Urgroßvater aufklären sollen.“ Ich stutzte. „Wann soll das denn gewesen sein?“ „Ich weiß, was Sie jetzt denken, aber hören Sie mich bitte zunächst an und bilden Sie sich dann erst eine Meinung.“ Was solls, dachte ich. Zu tun hatte ich eh nichts und letztlich war ich gespannt auf ihre Geschichte. „Na dann lassen Sie mal hören.“
„In der Nacht vom 2. auf den 3.Januar 1948 war es bitterkalt und es wehte ein stürmischer Wind durch die Straßen von Apelnstedt“, begann die Frau vor meinem Schreibtisch mit ihrer Erzählung. „Mein Urgroßvater, Friedrich Klobe, hatte das Haus spät am Abend verlassen, um noch etwas Wichtiges zu erledigen. Er war ein Eigenbrötler und so hatte er seiner Frau nicht gesagt, wohin er wollte. Er trank auch gern mal einen über den Durst und so wurde es spät. So spät, dass meine Urgroßmutter sich schlafen legte, ehe er zu Hause war“, schilderte sie.
„Er wurde erst am Morgen des 3. Januars auf der Straße tot aufgefunden. Das Merkwürdige war, dass der Nachtwächter, den es zu dieser Zeit gab, niemanden gesehen haben wollte.“ Ich spitzte die Ohren. Es wurde interessanter. „Der Mann wurde wegen Verletzung seiner Aufsichtspflicht wenig später entlassen. Bei stürmischem Wetter sprechen die Apelnstedter noch heute vom ‚Klobenwind‘.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Na ja, wie auch immer. Der Tod meines Urgroßvaters wurde von der Polizei untersucht und die kam letztlich zu dem Schluss, dass er betrunken war, stürzte und sich dabei den Kopf anschlug, benommen liegenblieb und erfror.“
„Also ein Unfall“, schlussfolgerte ich. „So steht es zumindest in der Dorfchronik“, bestätigte sie. „Es dürfte fast unmöglich sein, die Wahrheit heute noch ans Licht zu bringen“, bekundete ich seufzend. „Selbst wenn Ihr Urgroßvater noch exhumiert werden könnte, ist es nahezu ausgeschlossen, an seinen sterblichen Überresten die Todesursache feststellen zu können“, erklärte ich der jungen Frau schweren Herzens.
Sie zog eine Folienhülle aus der Tasche. „Das ist ein Schreiben von meiner Urgroßmutter, das sie an ihre Tochter, also meine Oma gerichtet hatte“, erklärte Charlotte Klobe. „Ich habe ihn entziffert, ergänzt und zum Teil aus dem Braunschweiger Platt übersetzen müssen.“ Womit sie mir eine Abschrift des Briefes reichte. „Lesen Sie selbst und wenn Sie dann immer noch der Meinung sind, dass mein Urgroßvater einem Unfall zum Opfer fiel, werde ich nicht länger Ihre Zeit in Anspruch nehmen.“
„Lieber Michael“, las ich. „Der Brief war an Ihren Enkel gerichtet“, erklärte meine mögliche Klientin. Ich nickte ihr zu. „Ich schreibe dir diesen Brief im Gottvertrauen, dass du ihn eines Tages finden mögest. Als ich deinem Vater von dem Unrecht, welches deinem Opa widerfuhr erzählte, tat er es als Hirngespinst ab. Der Himmel weiß, was einmal aus diesem alten Gemäuer werden soll, was dein Opa und ich einst durch unsere Hände Arbeit schufen.“
„Mein Opa baute damals auf dem Grundstück seiner Eltern ein weiteres Haus“, unterbrach mich Charlotte Klobe. „Nach dem Tod meiner Uroma blieb das alte Haus unbewohnt. Erst als Jörn, das ist mein Partner, und ich uns entschlossen, es wieder herzurichten, kehrte wieder Leben darin zurück“, fügte sie erklärend an. „Das Haus stand also fünfzig Jahre leer?“, fragte ich kritisch nach. „Sie glauben gar nicht, wie gut es diese Zeit überdauert hat“, erahnte die junge Frau, worauf ich hinauswollte.
„Leider konntest du deinen Opa nie kennenlernen“, las ich weiter. „Er wurde mir vor vielen Jahren von einem bösen Menschen genommen. Es ging um ein wertvolles Bild, welches dein Opa während des Krieges bei einem guten Freund vor den Alliierten in Sicherheit brachte. Auch wenn er mir nie sagte, bei wem er den ‚van Gogh‘ versteckt hatte, muss es wohl sein Kriegskamerad gewesen sein.“
Ich sah die Frau vor meinem Schreibtisch skeptisch an. „Mein Urgroßvater kämpfte bei Kriegsbeginn in Frankreich, wo er dann auch verwundet wurde“, erzählte sie. „Ich könnte mir vorstellen, dass es sich um Beutekunst handelte“, schob sie ihre Erklärung gleich nach. „Gut möglich“, räumte ich ein und widmete mich wieder dem Brief.
„Einmal sah ich das Bild und Friedrich nannte den Namen, ‚Herbstlandschaft bei Saint-Rémy‘. Es war ein ganz wundervolles Gemälde, wie man es nur einmal im Leben zu sehen bekommt.“ Ich sah Charlotte Klobe erneut in die Augen. So recht wusste ich nicht, was ich ihr sagen sollte, denn ein solcher Fall war mir bislang nicht untergekommen. „Es ist über fünfzig Millionen wert“, bemühte sich meine potentielle Klientin darum, mein Interesse zu wecken. „Worum geht es denn nun eigentlich?“, erkundigte ich mich bei ihr. „Wollen Sie, dass ich den Tod Ihres Urgroßvaters aufkläre oder geht es Ihnen um die Wiederbeschaffung des Bildes?“
„Eigentlich geht es um beides“, räumte sie ehrlich ein. „Dann sollte Ihnen bewusst sein, dass es sich höchstwahrscheinlich um Beutekunst handelt und Sie allenfalls eine Art Finderlohn bekämen.“ Sie sah mich durchdringend an. „Selbst wenn, wäre der dann immer noch hoch genug, um Sie zu bezahlen und um das alte Haus meiner Urgroßmutter wieder herzurichten. Also, nehmen Sie den Fall an?“
Da saß ich nun und wusste nicht, was ich antworten sollte. Eines war klar, wenn ich gerade in einem anderen Fall ermitteln würde, wäre die Sache klar, doch die Realität war eine andere und so sagte ich schließlich zu. „Ich bekomme 500 Euro zuzüglich Spesen und für drei Tage im Voraus“, reichte ich ihr schließlich meine Hand zum Einschlagen. Sie tat es mit einem schliefen Lächeln. „Die Abschrift des Briefes würde ich gern in Kopie hierbehalten und dann benötige ich so schnell wie möglich einen Stammbaum Ihrer Familie, in dem Sie mir bitte alle wichtigen Details zum Leben jedes Einzelnen und zur Geschichte Ihres Hauses verzeichnen.“ „Geht klar.“ „Am besten arbeiten Sie den gleich mit einer meiner Mitarbeiterinnen zusammen aus.“ „Wie, jetzt und hier?“ „Keine Zeit?“ „Doch, aber das mache ich lieber zuhause, wo ich die Unterlagen habe.“ „Wie Sie wollen, aber lassen Sie sich nicht allzu viel Zeit damit.“ Womit ich ihr eine Vollmacht zur Unterschrift vorlegte.
Die Detektei Lessing hatte also einen neuen Fall zu bearbeiten. Ehrlich gesagt hatte ich nicht den leisesten Schimmer von dem, was mich erwarten würde und auch nicht die geringste Idee, wie ich in der Sache zu Werke gehen wollte. Fakt war nur, dass es ein Bild gegeben hatte, was offenbar wertvoll war und was auf geheimnisvolle Weise abhandengekommen war. Ob es dabei zu einem Verbrechen kam, musste geklärt werden.
Fortsetzung vom 14.06.25
2
In all den Jahren als Detektiv hatte ich nie zuvor einen Fall, der so lange zurücklag. Nur wenn es sich bei dem Tod von Friedrich Klobe tatsächlich um einen Mord handelte und es mir gelang, dies nachzuweisen, konnte der Täter theoretisch zur Rechenschaft gezogen werden. Theoretisch, weil der mutmaßliche Mord bereits 77 Jahre zurücklag und der Täter wahrscheinlich längst nicht mehr lebte. Dennoch versprühte dieser Fall seinen ganz individuellen Charme, denn falls es mir gelang, den Täter zu ermitteln, waren seine Nachkommen in der Pflicht, den Verbleib des Bildes aufzuklären.
Zunächst studierte ich die Dorfchronik. Diese war im Hinblick auf das Auffinden des Friedrich Klobe nicht sonderlich erschöpfend. Demnach war der Urgroßvater meiner Auftraggeberin am Morgen des 03.01.1948 auf der Straße liegend aufgefunden worden. Nachdem die Ermittlungen durch die Polizei kein Fremdverschulden ergaben und die Beamten zu dem Schluss kamen, dass Friedrich Klobe im betrunkenen Zustand stürzte, sich den Kopf auf dem Bürgersteig anschlug und letztlich besinnungslos erfror, wurde dem verantwortlichen Nachtwächter wegen der Verletzung seiner Aufsichtspflicht vom Rat der Gemeinde die Kündigung ausgesprochen.
Ich fragte mich, ob es zu den Untersuchungen der Polizei noch irgendwo Unterlagen geben konnte, verwarf diesen Gedanken jedoch sehr schnell wieder, als ich an die Zeitspanne dachte. Die Frage, ob der Fundort des Leichnams auch der Tatort war, ließ sich somit nicht mehr klären. Das Einzige, was mir weiterhelfen konnte, waren Zeitzeugen, sofern es diese überhaupt noch gab. In dem Brief war von einem Kriegskameraden die Rede. Mit ihm war Friedrich Kolbe offenbar in Frankreich stationiert gewesen. Ich war mir sicher, dass sich dieser noch ermitteln ließ.
Also betraute ich Trude mit den Recherchen dazu. Sie verfügte über die nötigen Verbindungen in die jeweiligen Ämter. „Für dich habe ich einen Spezialauftrag, Leonie.“ „Ich bin ganz Ohr, Chef.“ „Du suchst bitte alles heraus, was du über ein Bild mit dem Namen, 'Herbstlandschaft bei Saint-Rémy' von dem Maler Vincent van Gogh findest. Vor allem interessiert mich, wo es sich jetzt befindet.“ „Da geht es wohl um eine Menge Geld“, sinnierte meine Auszubildende. „Mal sehen, was du zu dem Bild herausfindest.“
Nachdem ich die Arbeit verteilt hatte und mich telefonisch beim Niedersächsischen Landessarchiv angemeldet hatte, machte ich mich auf den Weg. Zum Glück befindet sich dieses ganz in der Nähe des Wolfenbütteler Krankenhauses am Forstweg. Falls es noch etwas zum Tod von Friedrich Klobe gab, dann wurde es wahrscheinlich an diesem Ort aufbewahrt. Gegen eine kleine Gebühr kann dort jedermann und jede Frau Einsicht zum vordigitalen Zeitgeschehen nehmen. Ein großer Teil der dort lagernden Unterlagen wurde nie digitalisiert. Ich wurde bereits von einer jungen Frau in der Pförtnerloge erwartet.
„Mein Name ist Lessing“, stellte ich mich vor. „Ihr Wagen ist bereits gepackt“, entgegnete sie den Türöffner betätigend. „Kommen Sie bitte herein.“ Ich kam ihrer Aufforderung nach und drückte gegen die Glastür. Auf dem Gang dahinter erwartete mich ein Bücherwagen, wie man ihn aus deutschen Ämtern kennt. „Den Gang hinunter finden Sie den Lesesaal. Sie dürfen fotografieren und sich Notizen auf Ihren mitgebrachten Papieren machen, aber weder die Unterlagen beschreiben, beschädigen oder mitnehmen“, erklärte sie. „Das ist doch selbstverständlich“, bestätigte ich nickend. „Das sagen Sie“, erwiderte sie kopfschüttelnd. „Sie glauben gar nicht, was ich hier schon alles erlebt habe.“ Meine Stirn krauste sich.
„Wenn Sie fertig sind, packen Sie bitte alles auf den Wagen und schieben ihn wieder hierher zurück.“ „Sie können sich darauf verlassen“, versprach ich und schob ab. „Es war nicht das erste Mal, dass ich von dieser Möglichkeit der Recherche Gebrauch machte, allerdings lag mein letzter Besuch mindestens zehn Jahre zurück. Damals ging es um einen Wolfenbütteler Bauunternehmer und eine Villa in Mascherode.
Das Material, was mir die freundliche Mitarbeiterin des Archivs herausgesucht hatte, beinhaltete die detaillierte Dorfchronik von Apelnstedt, die Flur Liegenschaften-Karte, sowie eine Übersichtskarte der Gemarkung. Überdies hatte ich um Pläne zur Einberufung in die Wehrmacht für die Jahrgänge ab 1908 gebeten. Da Klobe und sein vermeintlicher Kamerad, der wie er ebenfalls aus Apelnstedt oder Umgebung stammen sollte, zur gleichen Zeit in Frankreich stationiert war, mussten beide Namen in einer Liste vermerkt sein.
Dieser Hinweis war bislang das einzige Indiz, was ich im Hinblick auf das verschollene Gemälde und einen möglichen Täter hatte. Noch stand in den Sternen, ob die Zeilen, die Erna Klobe ihrem Enkel Michael hinterlassen hatte, wirklich den Tatsachen entsprachen. Ich musste damit rechnen, dass es sich tatsächlich um ein Unglück handelte bei dem der Urgroßvater meiner Auftraggeberin tatsächlich in jener Nacht ohne Fremdverschulden erfror.
Es war bereits Nachmittag, als ich alle Unterlagen, Zeitungsartikel und Akten gesichtet hatte. Die Stunden waren wie in Zeitraffer dahingeschmolzen und die Namensliste war immer länger geworden. Längst war ich von einem beklemmenden Gefühl ergriffen, das Mitgefühl mit all denjenigen, die in diesem irrsinnigen Krieg verwundet wurden oder erst Jahre später als von Entbehrung und Leid gezeichnete Kriegsgefangene zurückkehrten.
Leider erschien mir die Unterlagen der Wehrmacht, welche mir zur Durchsicht zur Verfügung gestellt wurden, eher unvollständig. Ich stieß darin weder auf den Namen Friedrich Klobe noch auf andere Männer aus Apelnstedt, die in der fraglichen Zeit einberufen wurden. Was blieb, war die Hoffnung, dass Trude bei ihren Recherchen mehr Glück hatte.
Überdies beschäftigte mich die Frage, ob Friedrich Klobe tatsächlich das besagte Bild als Raubkunst heimgebrachte? Ich sah kurzerhand über Google nach dessen Größe und staunte angesichts der Maße von 59/72 cm. War es überhaupt möglich, ein so großes Gemälde durch all die Kriegswirren unbeschadet von der Front nach Hause zu bringen? Sicher hatte er es eingerollt, aber mit einer Länge von über einem halben Meter war es immer noch ziemlich auffällig. Es sei denn, er hatte die Rolle irgendwie in seiner Ausrüstung verstecken können.
Ich musste herausfinden, welchen Rang Friedrich Klobe bei der Wehrmacht innehatte und am besten auch, wo genau er stationiert war. Doch wer konnte mir diesbezüglich weiterhelfen? Ich erinnerte mich an einen alten Freund, den ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Ich wusste nur, dass Eddi inzwischen Hauptmann der Reserve war. Vielleicht konnte er mir in dieser ganz speziellen Sache weiterhelfen? Erst kürzlich war mir zu Ohren gekommen, dass er und eine gute Freundin aus alten Zeiten zueinandergefunden hatten. Es ist das Schicksal, welches immer wieder Überraschungen für uns bereithält.
Nachdem ich das Landesarchiv nur um einige Details klüger verlassen hatte, rief ich zunächst in der Detektei an, um mich bei meinen Mädels nach dem Stand ihrer Ermittlungen zu erkundigen. Was die Recherchen zur Wehrmacht betrafen, konnte Trude nicht mehr als ich herausfinden. Somit blieb nur noch mein Freund Eddi. Auch wenn er zunächst recht erstaunt über meinen Anruf war und ich mit dem Grund dafür nicht hinter dem Berg hielt, bemerkte ich, wie er sich dennoch darüber freute. Wir verabredeten uns auf ein sofortiges Treffen.
Die Leseprobe wird am 21.06. um das nächste Kapitel erweitert.
Auch diesmal habe ich auf dem Weg zur Volendung des Romans einige Hinweise und Anregungen von Ihnen und Euch erhalten. Vielen Dank dafür. Der fertige Krimi wird ab xx.xx.25 im Buchhandel erscheinen und am 19.09.um 19 Uhr im Schmidt Terminal, Halchtersche Straße in Wolfenbüttel von mir in einer Lesung mit Musik von Gudrun Peter vorgestellt.
Sobald das fertige Manuskript lektoriert wurde, geht es als Leseprobe in den Downloadbereich.
Kurz darauf ist es dann auch als Taschenbuch zu erwerben.
An dieser Stelle finden Sie nach und nach wieder drei Fragen zum aktuellen Werkstattroman.
Die Antworten bitte bis zum xx.xx.25 an Uwe.brackmann59@gmail.com senden.
1.
2.
3.
Hier noch einmal die Spielregeln.
Mit jeder Buchvorstellung, also noch bevor das Buch in den Druck bzw. in den Downloadbereich wechselt, stelle ich an dieser Stelle drei Fragen aus dem Werkstattbuch, die Sie in einer Mail an mich richtig beantworten sollten. Der Einsender jeder zehnten richtigen Mail erhält ein handsigniertes Taschenbuch aus meiner Kollektion. Aber auch die übrigen Mitspieler gehen nicht leer aus. Sofern sie mir die richtigen Lösungen zugemailt haben erhalten sie jeweiles ein E Book zugesandt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Solange das Buch in der Werkstatt steht, können Sie sich am Gewinnspiel beteiligen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mich sehr über die rege Teilnahme und die vielen Mails freue, die bei früheren Gewinnspielen bei mir eingegangen sind.
Haben Sie die vorangegangenen Kapitel aufmerksam gelesen? Dann könen Sie die Fragen sicher beantworten. Wenn Sie glauben, alle drei Fragen richtig beantworten zu können, mailen Sie die richtigen Antworten an: uwe.brackmann59@gmail.com
Bis dahin: Ihr Uwe Brackmann
vielen Dank für die rege Beteiligung am Gewinnspiel. Es sind wieder zahlreiche richtige Lösungen eingegangen. Alle Gewinner wurden benachrichtigt. Viel Spaß beim lesen des neuen Band 54 mit dem es schon bald in der Werkstatt weitergeht und hoffentlich bis zum nächsten mal.
Den 55. Roman aus der
Detektei Lessing
"Schamlose Angst"
stellen 'Lessings Lakeien' in einer Premiere-Lesung am 13.06.25
im Schmidt-Terminal,
Wolfenbüttel, Halchtersche Straße vor.
ist ab 14.05.25 auch auf Bestellung unter "Kontakt",
dann auch gern als Geschenk mit Signatur zu erwerben. Im Downloadbereich, kann er als 6 Kapitel umfassende Leseprobe (Kenntlich machen und kopieren) heruntergeladen werden kann. Das komplette E-Book ist dann für 2,99 € in einer Mail an "uwe.brackmann59@gmail.com" zu bestellen.
Ein Großteil meiner Bücher kann über die Seite 'Links' bei Amazon, Weltbild, Thalia u.s.w. als E-Book erworben werden.
In diesen Geschäften sind meine Bücher zu erwerben:
Wolfenbütteler 'Buchhandlung Behr' Kornmarkt
Wolfenbütteler 'Buchhandlung Steuber' Am alten Tore
in Vorsfelde in der Buchhandlung Sopper, Lange Str. 17
im Hornburger Toto Lotto Laden 'Cafè Clemens'
in der Bücherheimat in Bad Harzburg
zu erhalten
Mein Dank gilt in besonderer Weise, Herrn Jürgen Nieber, der meine Manuskripte aus reinem Idealismus lektorieren. Mit im Team sind die Maler Robert Tschöp, Charlotte Matzeit, Rüdiger Franz und Julia Elena Zeh, die mit ihren Bildern maßgeblich die Einbände zur Detektei Lessing mitgestalten. Überdies mit dabei, der Bremer Fotograf Andreas Eberl, der dem letzten Mike Winter Krimi mit seinem Foto ein Supereinband gab. Den Link zu seiner Argentur findet ihr übrigens auf dieser Website.
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